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mächtigsten Ratsmitglied.
»Ich möchte meinen Bericht auf den Punkt bringen, meine
Damen und Herren«, sagte sie gerade. »Unsere Flotte ist zu
sechzig Prozent einsatzbereit; Treibstoff und andere Versorgung
zu dreiundvierzig Prozent; Waffen und Munition zu
einundsiebzig Prozent.«
Fehrle bat mit erhobenem Finger um Aufmerksamkeit. »Eine
Frage noch, Milady«, sagte er. »Einige der Ratsmitglieder
zeigten sich hinsichtlich der Besatzungen besorgt. Wie sieht es
in diesem Bereich aus, wenn ich Sie um eine Antwort bitten
dürfte?«
»Es mißfällt mir sehr, Milord«, erwiderte sie, »daß ich in
dieser Hinsicht nur mit einer Schätzung aufwarten kann. Um
offen zu sein: der allgemeine Ausbildungsstand entspricht noch
nicht dem gewohnten Tahn-Standard.«
»Eine erste Einschätzung soll uns genügen«, sagte Fehrle.
»In diesem Fall würde ich sagen, wir haben genügend Leute
ausgebildet, um jedes derzeit fertiggestellte Schiff mit einer
absoluten Notbesatzung auszustatten. Natürlich gibt es noch
Lücken in den Schlüsselpositionen, doch auch damit können wir
fertig werden.«
»Ich habe auch eine Frage, Milady.« Das kam von Colonel
Pastour, dem neuesten Ratsmitglied. Fehrle unterdrückte ein
ungeduldiges Seufzen und warf Lord Wichman einen Blick zu,
doch der schüttelte nur den Kopf.
»Ja, bitte, Milord.«
»Wie lange dauert es noch, bis wir die volle Kampfkraft
erreicht haben?«
»Mindestens noch zwei Jahre«, antwortete Lady Atago ohne
zu zögern.
»In diesem Fall«, fuhr Pastour fort, »sollte sich der Rat wohl
am besten auf Ihren Rat verlassen. Raten Sie uns also, mit der
zur Debatte stehenden Aktion fortzufahren oder nicht?«
»Es liegt nicht an mir, das zu entscheiden, Milord.«
»Zieren Sie sich nicht. Sie müssen zumindest eine Meinung
haben.«
Lady Atagos funkelnder Blick durchbohrte ihn. >Gut
dachte Fehrle. >Sie läßt sich nicht von Pastours anscheinend
unschuldiger Frage aufs Glatteis führen.
»Tut mir leid, Milord, aber ich habe dazu keine Meinung. Mir
obliegt es, Ihre Befehle auszuführen, nicht die Entscheidungen
des Rates anzuzweifeln.«
Doch Pastour gab nicht so leicht auf. »Sehr bewundernswert,
Milady. Als Flottenkommandeur müssen Sie jedoch den
möglichen Erfolg oder Mißerfolg einer unverzüglich
durchgeführten Aktion abschätzen können.«
»Unentschieden, Milord.«
»Nur unentschieden?«
»Ist unentschieden nicht genug für einen Tahn, Milord?«
Pastour lief rot an, und rund um die Tafel wurde
zustimmendes Gemurmel laut. Jetzt schaltete sich Fehrle wieder
ein. Obwohl ihn der alte Colonel mit seinem Skeptizismus
unsicher machte, war es nicht gut, die Einstimmigkeit des Rats
in Frage zu stellen.
»Ich glaube, das genügt fürs erste, Milady«, sagte er. »Wenn
Sie uns jetzt entschuldigen würden; wir werden Sie innerhalb
der nächsten Stunde über unsere Entscheidung in Kenntnis
setzen.«
»Vielen Dank, Milord.«
Fehrle drückte einen Knopf, und das Monitorbild von Lady
Atago verschwand.
»Milord«, sagte Wichman, »ich muß Ihnen zuallererst - und
ich glaube, ich spreche damit auch im Sinne der anderen
Ratsmitglieder - mein Wohlwollen zur glücklichen Wahl von
Lady Atago als Flottenkommandeurin ausdrücken.«
Wieder erhob sich ringsum zustimmendes Gemurmel, mit der
Ausnahme von Pastour, der sich wieder gefangen hatte und
lediglich vor sich hinlachte.
»Da haben Sie recht«, sagte er dann. »An Ihrer Stelle, Lord
Fehrle, würde ich jedoch ein Auge auf diese Frau haben. Sie
macht ihre Sache eine Spur zu gut.«
Fehrle ignorierte ihn. Manchmal konnte Pastour die
seltsamsten Dinge sagen. In diesem Augenblick zweifelte Fehrle
an seiner Entscheidung, diesen Mann in den Rat berufen zu
haben. Es hatte jedoch keinen Sinn, sich jetzt darüber Gedanken
zu machen. Tatsache blieb, daß Pastour einer der wichtigsten
Industriellen im Tahn-Imperium war. Außerdem frönte er der
unangenehmen Angewohnheit, riesige Wacheinheiten
auszuheben - die er samt und sonders aus der eigenen Tasche
bezahlte -, obwohl es allem Anschein nach kaum taugliche
Bewerber dafür gab.
Außerdem machte Lord Wichmans sogar für einen Tahn
extreme Militanz Pastours Wankelmut mehr als wett. Wichman
war einer der Meisterstreiche Fehrles. Er war über die
militärische Karriereleiter in den Rat gelangt und konnte so
ziemlich jede Auszeichnung für Heldentum vorweisen, die das
Tahn-Imperium zu vergeben hatte. Wichtiger noch war seine
Fähigkeit, die Massen zu dirigieren, und in seiner Rolle als
Volksminister schien er in der Lage, den Arbeiterklassen im
Notfall so gut wie jedes Opfer abverlangen zu können. Weshalb
er dieses Vertrauen genoß, wußte niemand so recht; es wollte
auch niemand genauer wissen.
Zu einer anderen Zeit hätte man den Rat der Tahn
wahrscheinlich mit der Regierungsform eines Politbüros
verglichen.
Jedes Mitglied repräsentierte wichtige Bereiche der
Gesellschaft. Die unterschiedlichen Gesichtspunkte wurden
diskutiert und wann immer möglich dem politischen Eintopf
beigemengt. Sämtliche Entscheidungen fielen einstimmig und
waren endgültig. Es gab keine Wahl und keinen öffentlichen
Widerspruch. Jede Angelegenheit wurde sorgfältig hinter
verschlossenen Türen diskutiert, man schloß falls nötig
Kompromisse und einigte sich dann auf eine Vorgehensweise.
Ein Treffen des Rates war nicht mehr als eine Formalität für die
Akten.
Deshalb sprach Fehrle ohne einen Anflug von
Unentschlossenheit zu den übrigen Ratsmitgliedern.
»Dann gehe ich also davon aus, daß wir alle
übereinstimmen«, sagte er. »Wir führen den Angriff auf den
Imperator wie geplant durch.«
Ringsum wurde feierlich genickt - mit einer Ausnahme.
»Ich bin mir nicht sicher«, sagte Pastour. »Vielleicht sollten
wir warten, bis wir wirklich endgültig dazu in der Lage sind. In
zwei Jahren haben wir das Imperium mit Sicherheit in der
Hand.«
Sofort wurde es totenstill in dem Raum. Alle blickten auf
Fehrle, um zu sehen, wie er reagieren würde.
Fehrle tat sein Bestes, um die Ungeduld aus seiner Stimme zu
verbannen. »Das ist alles bereits besprochen worden, Milord«,
sagte er. »Je länger wir warten, desto mehr Zeit bleibt dem [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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